Solaranlage und Wechselrichter

Solaranlage und Wechselrichter für das Wohnmobil, zwei Themen die uns beim Kauf unseres Nexxo schon beschäftigt hatten, allerdings nicht wirklich wichtig waren. Gefragt nach unserem Reiseverhalten, empfahl uns der Händler damals einen Ladebooster und keine Solaranlage. Wenn man autark nur wenige Tage steht und dann eine längere Strecke weiter fährt passt diese Empfehlung auch. Und 230 Volt aus der Steckdose haben wir bei unseren zahlreichen Reisen mit gemieteten Campern nur selten vermisst.

Nun sitze ich aber gerade am Laptop und dieser will zwingend mit 230 Volt geladen werden. Ohne Landstrom geht das nur mit einem Wechselrichter. Dieser wandelt die 12 Volt aus der Bordbatterie in eine 230 Volt Spannung, bei einem Sinuswechselrichter in eine der heimischen Steckdose ähnliche Sinuswechselspannung. Damit lassen sich dann auch empfindliche Geräte wie z.B. Laptops betreiben.

Der Haken an so einem Wechselrichter, er saugt die Batterien förmlich leer. Mit unserem Ladebooster mit 45 Ah müssten wir regelmäßig eine längere Strecke fahren um die Batterien wieder auf ein vernünftiges Niveau zu laden. Als Alternative bietet sich dann nur die, ursprünglich von uns als nicht notwendig eingestufte, Solaranlage.

Aus der Kombination „wir brauchen doch gelegentlich 230 Volt“ und „wir stehen auch mal länger irgendwo“ ergab sich dann die Entscheidung für eine Solaranlage und einen Wechselrichter für das Wohnmobil.

 Mobile oder fest verbaute Solaranlage

Anfang dieses Jahres hatten wir auf der CMT in Stuttgart die Gelegenheit mit den Jungs von Büttner Elektronik über genau diese Frage zu sprechen. Büttner bietet Solaranlagen und Wechselrichter für Wohnmobile „Made in Germany“ an und schien uns daher ein kompetenter Ansprechpartner für unser Projekt. Im ersten Moment erschien uns die mobile Variante einer Solaranlage sinnvoller. Kein Bohren und Leitungen verlegen und jederzeit flexibel in die Sonne ausrichtbar klang nachvollziehbar. Die fest verbauten Anlagen haben dafür den Vorteil, dass sie quasi immer im Einsatz sind, keinen Platz in der Heckgarage oder irgendwo im Wohnmobil brauchen und gegen Diebstahl gesichert sind. Büttner Elektronik bietet seine Anlagen als Komplettset inklusive Klebeset an, die ganze Sache muss also nicht verschraubt werden. Einzig um das Bohren für die Kabeldurchführung in den Innenraum kommt man nicht herum.

Ok, zwei Alternativen mit Vor- und Nachteilen. Wir haben uns schlussendlich für die fest verbaute Variante entschieden. Allein die Themen ständige Verfügbarkeit und Platzersparnis haben uns überzeugt.

Benötigte Leistung

Büttner Elektronik bietet die Solarpanel in verschiedenen Ausführungen und Größen an. Theoretisch hätten wir auf dem Dach unseres Nexxo Platz für vier solcher Panele mit in Summe rund 2.000 Wh maximaler Leistung gefunden. Das wären dann fast 50 Kg Mehrgewicht gewesen. Also kurz mal gerechnet …

Das Netzteil vom Notebook zieht maximal 65 Watt. Bei einer Nutzungsdauer von 5 Stunden am Tag wären das 325 Wh bzw. 0,325 KWh Verbrauch. Da der Wechselrichter nur einen Wirkungsgrad von rund 95% hat, müssten wir von einem Verbrauch von rund 342 Wh ausgehen.

Zum Einen zieht das Netzteil aber nie die vollen 65 Watt, zum Anderen nutzen wir das Notebook nicht jeden Tag und dann auch nicht immer fünf Stunden. So gesehen müssten ca. 350 Wh maximale Tagesleistung genügen. Da dürfte dann auch nur jeden zweiten Tag die Sonne scheinen oder es ist bewölkt und das Panel bringt nicht die volle Leistung.

Schlussendlich haben wir uns für die Solaranlage Büttner Black Line MT 110 MC mit einer Maximalleistung von 440 Wh pro Tag entschieden. Die lässt sich auf unserem Nexxo so verbauen, dass man das System später problemlos noch um ein zweites, identisches Panel erweitern könnte. Die Anschlussbox unter dem Panel ist dafür bereits vorbereitet.

Zusätzlich haben wir uns noch die Büttner MT iQ Solar-Fernanzeige II gegönnt. Diese ist für die generelle Funktion der Solaranlage nicht erforderlich, gibt einem aber die Möglichkeit den Status der Anlage, die aktuelle Leistung und den bisher erzeugten Strom (Wh und Ah) anzuzeigen.

Montage Solarpanel – Vorarbeiten

Im Grunde ist die Montage des Panels keine große Schwierigkeit. Wichtig ist, sich vorher Gedanken über den Montageort zu machen und beim Kleben sorgfältig zu arbeiten. Da wir noch nie mit dem mitgelieferten Montagekleber Sika Flex 252i gearbeitet hatten, war das genaue Lesen der Montageanleitung Pflicht. Sicherheitshalber haben wir die Klebeflächen rundherum mit Lackiererklebeband abgeklebt. Das hat zum Einen den Vorteil, dass man das Panel nach dem Auftragen des Kleber exakt platzieren kann und zum Zweiten, dass überschüssiger Kleber sauber vom Dach entfernt werden kann. Unser Arbeitsablauf im Detail …

Zuerst werden die Spoilerprofile und das Panel verschraubt. Dazu Löcher passend zu den Schrauben in die Spoilerprofile bohren und dann die mitgelieferten Blechtreibschrauben direkt in das Panel schrauben. Nun das Anschlusskabel in der Anschlussbox anschließen und das Panel mit Pappe abkleben um sofortigen Stromfluss bei Sonneneinstrahlung zu vermeiden. Außerdem kann man so das Panel auf dem Wohnmobildach ausrichten ohne Gefahr das Glas zu beschädigen. Für das Ausrichten sollte man sich Zeit nehmen. Insbesondere die Platzierung der Kabeldurchführung muss durchdacht sein. Das Kabel sollte am Besten im Innenraum in einem Schrank rauskommen, dabei aber nicht unnötig Platz wegnehmen und gleichzeitig auf dem Dach nah am Panel liegen. Beim Panel selbst haben wir versucht uns nicht zu viel Dachfläche zu verbauen. Liegt das Panel und die Kabeldurchführung so wie sie sollen, wird alles mit einem Folienstift markiert und dann mit Lackiererklebeband abgeklebt.

Tipp zur Dachdurchführung

Einen Tipp aus dem Internet haben wir uns zu Herzen genommen und das Bohrloch im Dach mit einem Kunststoffrohr versehen. Das Dach besteht unten aus einer dünnen Holzplatte, oben aus 2 mm GFK und dazwischen Styropor. Hat man durch das Styropor gebohrt rieselt dieses unten aus dem Loch, das eingeklebte Kunststoffrohr verhindert dies. Darüber hinaus kann man das Rohr oben auf dem Dach etwas überstehen lassen und verhindert so das Eindringen von Wasser zusätzlich. Zum Anzeichnen der richtigen Rohrlänge und zum Einkleben am besten das Loch im Innenraum mit Klebeband zukleben, so kann das Rohr nicht nach unten rausrutschen.

Montage Solarpanel – Verkleben

Vor dem eigentlichen Verkleben des Panels muss der Untergrund in drei Schritten vorbereitet werden. Anschleifen mit dem mitgelieferten Fließ, mit Reiniger säubern und ablüften lassen, Primer auftragen und ablüften lassen. Schleifen und reinigen jeweils sowohl auf dem Dach als auch auf der Unterseite der Spoilerprofile, der Primer kommt nur auf die Spoilerprofile. Wenn alles soweit vorbereitet ist wird der Kleber selbst auf die Unterseite der Spoilerprofile dick aufgetragen und das Panel dann auf dem Dach aufgesetzt und leicht angedrückt. Das Sika Flex muss nach dem Andrücken der Panele auf dem Dach mindestens 2 mm dick bleiben, nur so bekommt es die nötige Stabilität und Flexibilität.

Jetzt noch das Kabel durch die mitgelieferte und analog dem Panel vorbereitete Dachdurchführung und das Dach schieben und die Dachdurchführung aufkleben. Bei der Dachdurchführung muss der Kleber zwingend lückenlos rundherum aufgetragen werden. Hier ist weniger die Haltbarkeit als die Dichtigkeit der Verklebung entscheidend.

Nach 12 bis 24 Stunden ist das Sika Flex ausgehärtet und es kann an die Verkabelung im Innenraum gehen. Während der Kleber aushärtet sollte man damit nicht beginnen. Bei zu viel Bewegung am Anschlusskabel kann sich die Dachdurchführung verschieben.

Einbau Solarladeregler und Wechselrichter

Sowohl der Solarladeregler als auch der Wechselrichter sollten möglichst nah an der Batterie verbaut werden. Das Batteriefach unseres Nexxo ist nicht übermäßig groß und bedingt durch die zweite Aufbaubatterie und den Ladebooster ist der Platz begrenzt. Der Solarladeregler ist nur ca. 15 mal 15 Zentimeter groß und erzeugt keine große Wärme. Der Wechselrichter, in unserem Fall ein Büttner MT 600 SI-N, ist mit 34 mal 27 mal 7 Zentimeter schon deutlich größer. Darüber hinaus erzeugt er unter Volllast auch einiges an Wärme (bei 95% Wirkungsgrad und 600 Watt müssten es rund 30 Watt Abwärme sein).

Beide Batterien sind auf einem am Boden verschraubten Halteblech befestigt. Dieses haben wir ca. 3 cm in Richtung des Ladeboosters versetzt. Somit war für den Wechselrichter an der gegenüberliegenden Wand des Batteriefachs Luft für die Abwärme. Das Ausbauen der Batterien sollte mit Vorsicht erfolgen. Erst die Massekabel (Minuspol) entfernen, dann die Kabel an den Pluspolen. Danach die Überlaufschläuche abziehen und die Batterien nach oben aus dem Fach heben.

Der Wechselrichter und der Solarladeregler ließen sich mit Holzschrauben direkt an der Seitenwand des Batteriefachs verschrauben. Beim Wechselrichter darauf achten, dass die Gummipuffer an der Verschraubung nicht zu fest zusammengequetscht werden.

Die Verkabelung mit den Batterien ist in unserem Fall einfach. Die Masseleitungen (Minuspol) von Solarladeregler und Wechselrichter kommen an den Shunt des Batteriecomputers, die Plusleitungen direkt an die Batterie. Hier sollte sauber mit den passenden Ösen und einer Grimpzange gearbeitet werden. Die Solarfernanzeige und die Bedieneinheit des Wechselrichters werden jeweil mir RJ45-Steckern verbunden. Die Zuleitung vom Solarpanel wird am Solarladeregler verschraubt. Wir haben uns den Weg über den Elektroblock gespart, Büttner liefert hier aber ein passenden Anschlusskabel mit.

Wechselrichter – Nützliche Tipps

Beim Wechselrichter gibt es noch ein paar Dinge zu beachten. Wenn man die Bedieneinheit entfernt findet man dahinter diverse kleine Schalter mit denen man den Automatikmodus etc. einstellen kann. Das Ganze sollte man vor dem Einbau machen, danach kommt man nur noch schwer an diese heran. Gleiches gilt für die Erdungsbrücke. Da wir die Steckdosen direkt auf den Wechselrichter geschaltet haben und die integrierte Vorrangschaltung nutzen, ist diese unbedingt erforderlich.

In dieser Konstellation müssen die Steckdosen am Ausgang des Wechselrichters noch mit einem Fehlerschutzschalter abgesichert werden. Wir haben hier eine Variante verbaut die direkt in das Kabel, ähnlich wie ein Schnurschalter, eingebaut wird. Das Kabel samt Fehlerschutzschalter wird mit einem Schukostecker in den Wechselrichter eingesteckt und zur Verteilung der 230V-Geräte im Wohnmobil verlegt. In unserem Nexxo ist diese Verteilung im Kleiderschrank links neben der Küche, also rund drei Meter vom Batteriefach entfernt. Im Handel gibt es aber zum Glück vorkonfektionierte Leitungen mit Schukostecker und 5 Meter Länge.

Die Zuleitung für die Vorrangschaltung haben wir vor dem Elektroblock abgegriffen. Das mitgelieferte Anschlusskabel reicht perfekt vom Batteriefach hinter dem Beifahrersitz bis zum Fahrersitz. Kleiner Tipp für das ziehen der Kabel zwischen dem Batteriefach und den Anschlusspunkten im Wohnmobil: eine Einziehspirale leistet hilfreiche Dienste. Mit dieser haben wir ohne größere Probleme den Weg unter dem doppelten Boden hindurch zum Batteriefach gefunden und konnten die Kabel dann von dort zum Bestimmungsort ziehen.

Inbetriebnahme und Test

Wenn dann die ganze Verkabelung nochmals geprüft wurde, können die Batterien wieder an ihren Platz und die Kabel werden angeschlossen. Diesmal wieder in der gleichen Reihenfolge, also erst die Massekabel (Minus) und dann die Pluskabel. Wenn alles korrekt angeschlossen ist und die provisorische Pappe vom Solarpanel genommen wurde, sollte die Solarfernanzeige mit einer Sonne oben links signalisieren, dass die Anlage arbeitet. Der Batteriecomputer sollte das durch „Charge“ oben rechts ebenfalls bestätigen. Den Fehlerschutzschalter kurz drücken und zum Test den Laptop an einer der Steckdosen einstecken. Der Wechselrichter sollte durch den Automatikmodus anspringen und 230 Volt liefern. Bei diesem letzten Test muss natürlich vorher der Landstrom über den Schutzschalter oder durch entfernen des Kabels abgeklemmt werden.

Fazit

Die Investition von rund 1.200 Euro plus Kleinteile haben sich für uns gelohnt, wir sind nun noch ein deutliches Stück autarker als zuvor. Der Einbau ist denkbar einfach wenn man sich ein wenig mit Strom und Kabeln auskennt und die Hemmschwelle für das Loch durchs Dach bohren überwunden hat. Eine Werkstatt muss man dafür unserer Meinung nicht bemühen.

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