Mountainbiken in der „Zona Zero“
Mountainbiken in der „Zona Zero“ klingt ein wenig wie Area 51 und Aliens. Und in der Tat erscheint uns als Deutschen und noch dazu Baden-Württembergern das Konzept dahinter wie Science-Fiction. Die rund 1.000km Trailnetz wurden von Jägern, Wanderern, Reitern und Mountainbikern angelegt und werden von diesen auch ehrenamtlich unterhalten. Also genau die Gruppen die bei uns erbittert darum streiten wer den Wald nutzen darf und wer nicht, bauen dort rund um Aínsa gemeinsam Trails. Waldbesitzer, Landwirte, Hoteliers und Geschäftsleute unterstützen das Projekt.
Im Grunde ist die Idee aber logisch. Das Gebiet hat nur rund drei Einwohner je Quadratkilometer, alle vier Skigebiete der Pyrenäen liegen rund um Aínsa und sind zu weit entfernt um sie touristisch von dort zu erschließen und Arbeitsplätze in der Industrie gibt es faktisch keine. Um also dem Tourismus unter die Arme zu greifen, wurden die alten Verbindungswege zwischen den Bergdörfern reaktiviert und für Wanderer und Mountainbiker zugänglich gemacht. Die Hoteliers und Campingplatzbetreiber haben sich auf Mountainbiker eingestellt und auch die Restaurants und Bars profitieren von diesen zusätzlichen Gästen. Und da es gar keinen Sinn macht bei diesem riesigen Trailnetz noch abseits der markierten Wege zu fahren, haben die Waldbesitzer, die Landwirte und die Natur ebenfalls etwas von dem Konzept. Mountainbiken in der „Zona Zero“ ist also eine Win-Win-Situation.
In der App „ZTrails“ sind die Infos zu den Trails gesammelt. Man kann morgens abrufen wo Trails auf Grund von Holzeinschlag oder Jagd gesperrt sind. Die App dient darüber hinaus als Basis um sich die GPX-Daten für die Anfahrt zum Startpunkt der Trails zu besorgen. Ist man am Startpunkt angekommen, folgt man einfach der sehr guten Ausschilderung auf den Trails. Die Trails selbst waren, als wir zum Ende der Saison dort waren, noch immer in einem top gepflegten Zustand. In der gesamten Region gilt das Share-the-Trail Prinzip. Wanderer und Mountainbiker teilen sich also sehr häufig die Trails. Auf https://zonazeropirineos.com/en gibt es weitere Infos.
Die große „Werbekampagne“ für Mountainbiken in der „Zona Zero“ gab es dann 2015 und 2018, als die Mountainbike Enduro World Series (EWS) zu Gast war. Die Strecken von damals kann man heute noch selbst nachfahren.
Wir haben uns vier ganz unterschiedliche Touren in der Region ausgesucht um dem Konzept auch in der Praxis etwas auf den Zahn zu fühlen. Ist Mountainbiken in der „Zona Zero“ eine Reise in die spanischen Pyrenäen wert?
Tour ZZ-029 „El Cebollar“
Die erste Tour liegt im westlichsten Teil der Zona Zero und startet im kleinen Ort Torla-Ordesa. Wir mussten hier etwas schmerzhaft lernen, dass die Pyrenäen in Bezug auf das Wetter genauso unvorhersehbar wie jedes andere Gebirge sind. Bei unserem Start zur Tour haben drei Wetter-Apps ein Aufreißen der Wolkendecke vorhergesagt. Die Realität war dann Regen ab der Hälfte des Anstiegs und auf dem Gipfel feuchte 3,5 Grad. Die Sonne kam erst raus als wir schon fast wieder im Tal waren.
Der Anstieg zum Plana Coasta ist ein gut fahrbarer Schotterweg mit durchschnittlich rund 8% Steigung. Danach geht es ein Stück über einen Wanderweg zum Gipfel der Tour. Dieser Teil ist leider nicht wirklich für Biker gemacht und ist, insbesondere bei Regen, zu großen Teilen nur mit schieben und tragen zu bewältigen. Dafür wird man dann aber mit einem traumhaften Ausblick und anschließend diversen Singletrails auf ganz verschiedenen Untergründen belohnt.
Details, Karte & Höhenprofil
-
Startpunkt
Torla-Ordesa
-
Distanz
22,06 km
-
Höhenmeter
958 m
-
Zeit
2:52 h
Tour ZZ-018 „Caminos de Mondebueno y Madalena“
Die zweite Tour startet in Margudgued, einem kleinen Ort ca. 8km vor Aínsa. Sie ist eine traumhafte Kombination aus Uphill-Trails und flowigen Singletrails. Da sich die Strecke in beide Richtungen befahren lässt, muss man an Wochenenden und in der Hochsaison vermutlich etwas aufpassen. Wir haben nur ein Paar beim Wandern getroffen. Auch wenn die Höhenmeter es nicht vermuten lassen, die Uphills über grobes Geröll und durch Felsrinnen kosten Kraft.
Details, Karte & Höhenprofil
-
Startpunkt
Margudgued
-
Distanz
12,41 km
-
Höhenmeter
454 m
-
Zeit
1:28 h
Tour ZZ-008 „Var la Selva de Irués“
Puyarruego ist Startpunkt der dritten Tour. Genau genommen haben wir hier zwei Touren kombiniert. Der erste Teil bis Escalona gehört zur „Rute de los Nabateros“, dem Weg auf dem man früher den Flößern beim Holztransport flussabwärts folgen konnte. Der zweite Teil führt dann über Laspuña in ein Tal nördlich des Peña Montañesa. Der Aufstieg ist auch hier wieder ein entspannter Schotterweg mit durchschnittlich rund 7% Steigung. Am Ende des Tals taucht man dann in einen Singletrail ab, der sich durch moosbewachsene Bäume schlängelt, etwas baufällige Brücken überquert und schließlich in Badaín am Rio Cinca ankommt. Ab hier wurde es für unseren Geschmack etwas langweilig. Ein Singletrail schlängelt sich mehr oder weniger gut gepflegt am Fluss entlang zurück bis nach Escalona.
Details, Karte & Höhenprofil
-
Startpunkt
Puyarruego
-
Distanz
33,27 km
-
Höhenmeter
782 m
-
Zeit
3:18 h
ZX-013 „San Vicente“
Unsere letzte Tour in der Zona Zero startete direkt oberhalb von Aínsa und sollte ins Bergdorf San Vicente führen. Landschaftlich ein sehr reizvolle Tour, sonst aber eher etwas langweilig. Der kurze Singletrail zu Beginn, den man am Ende nochmals uphill fährt, war auch schon alles an Fahrspaß. Der Weg von San Vicente zurück ins Tal führt einfach auf der asphaltierten Straße entlang. Da es rechts und links der Straße jeweils ein Tal mit Wegen gibt, hätte man hier etwas kreativer bei der Routenplanung sein können.
Details, Karte & Höhenprofil
-
Startpunkt
Aínsa
-
Distanz
17,67 km
-
Höhenmeter
394 m
-
Zeit
1:26 h