Samstag, 02.09.2023
Schlechte Nachrichten am frühen Morgen: Jimmy Buffet ist gestorben Unsere zwei Gastgeber waren ganz geknickt. Dann wird ein Jimmy-Konzert doch kein Weihnachtsgeschenk mehr für Brian
Nach einem gemeinsamen Frühstück haben wir es heute kurz und schmerzlos mit unserer Abreise gemacht. Der Abschied fiel uns allen sehr schwer! So lange waren wir in den ganzen Monaten unseres Roadtrips bisher noch nirgends. Wir haben uns bei und mit den McMasters trotz Krankheit so wohl gefühlt und wir hatten so viel Spaß. Wer will da schon gehen!?
Doch für uns ging es interessant weiter: Montréal stand auf dem Plan. Wir haben den Nexxo etwas außerhalb auf einem Parkplatz im Parc Angrignon geparkt. Das war mal wieder ein guter iOverlander-Tipp. Mit der Metro sind wir von dort in knapp einer Viertelstunde direkt in die Innenstadt bis zum Place d‘Armes gefahren. Ja, hier ist wirklich alles sehr französisch!
Ausgehend von der Basilique Notre-Dame haben wir einen kleinen City-Walk gemacht. Zuerst die Rue St-Jaques runter, die früher als Canada‘s Wall Street bekannt war. Im Royal Bank Tower sind wir durch Zufall hinter einer Touri-Gruppe ins Crew Café gestolpert. Tolle Architektur und nobles Interior. Weiter ging es zum Place d‘Youville, einer der schönsten Plätze in Old Montréal. Und Richtung St. Lawrence River/Sankt-Lorenz-Strom wurden es in den Gassen auch immer mehr Touristen. In der Rue St-Paul Ouest gab es viele kleine Läden, Boutiquen und Restaurants. Bei den Bronzestatuen Les Chuchoteuses (the Whisperers) haben wir uns etwas aufgehalten und Leute beobachtet. Nach einem kleinen Abstecher in den Badeenten-Laden (Made in Germany) sind wir runter an den Old Port. Hier lag auch ein großes Kreuzfahrtschiff und es gab eine Taco Festival. Das ganze Gebiet gleicht einem kleinen Vergnügungspark. Es gibt viele Food-Trucks, einen Hochseilgarten, eine ZIP-Line, ein Riesenrad und natürlich Tretboote zum Ausleihen. Kurz hat es mal ausgeschaut als ob es gleich anfängt zu regnen, aber das hatte sich schnell wieder erledigt. Wir haben uns wegen der Hitze dann lieber für das Café Des Arts im Marché Bonsecours entschieden. Die hatten durchaus leckere Milchshakes, die uns von innen gekühlt haben.
Anschließend haben wir uns weiter durch die Stadt treiben lassen. Vor und hinter dem Hôtel de Ville gibt es nette Parks und abends kann gerade hier eine der tollen Sommer-Lichtinstallationen bewundert werden. Wir hatten uns kurz überlegt bis zur Dunkelheit in der Stadt zu bleiben und einige davon anzuschauen. Allerdings wäre das ingesamt zu viel geworden. Stefan schnauft noch ordentlich und immer mehr drängt sich der Verdacht auf, dass es vielleicht doch die neue Corona-Variante war…
Wir sind noch durch Chinatown geschlendert und wollten eigentlich zum Wish Tree, aber dieser Park war nur noch eine Einöde und bevölkert von Obdachlosen. Insgesamt sind uns in der Stadt die vielen Alkoholiker, Drogenabhängigen und Homeless-People aufgefallen. Am Square Victoria hatten wir uns auf TripAdvisor einen Inder raus gesucht. Auf dem Weg zu diesem haben wir noch eine Weile einem Musiker auf dem Platz vor Notre-Dame gelauscht und zwei interessante Bronze-Statuen sowie deren Beschreibung genau angeschaut.
In einem Eck steht ein schneidig aussehender Engländer, der seinen Mops hält und einen überlegenen Blick auf die Notre-Dame Kirche wirf, das Symbol des religiösen Einflusses auf die französischen Kanadier. In der anderen Ecke steht eine Frau in einem Chanel-Kostüm mit ihrem Pudel und wirft einen aufmerksamen Blick auf das Hauptbüro der Bank of Montreal, dem Symbol der englischen Macht. Während ihre Herrchen und Frauchen sich nicht bemerken, haben die beiden aufmerksamen Hunde bereits die Gelegenheit erschnüffelt, sich zu vereinen. Die beiden Snobs sollen die kulturelle Distanz zwischen englischen und französischen Kanadiern in einer ironisch anrührenden Szene darstellen.
Als wir beim Inder angekommen sind, hat sich leider rausgestellt, dass die Adresse falsch eingetragen war. So wurde aus dem Inder spontan die Chinese Noodle Factory gleich neben unserer Metro-Station. Man muss flexibel sein! Da der Laden sowieso komplett mit Gästen voll war, haben wir die schnelle Take-away-Line genommen und für uns ein Streetfood daraus gemacht.
Genau als es dunkel wurde sind wir wieder am Nexxo angekommen. Im Park steigen aktuell noch ein paar Familienfeiern und Partys, aber generell scheint der Platz ganz gut für eine Übernachtung zu sein. Nach den knapp 13 Kilometern, die heute auf der Uhr stehen, sollten wir eigentlich auch schnell und gut schlafen! Eigentlich hatten wir ja auch eine Einladung von den Wilcox-Jungs, aber nachdem Stefan erst so krank war und die Jungs nach Korea fliegen wollen, haben wir lieber mal abgesagt.
Sonntag, 03.09.2023
Unsere Nacht war etwas unruhig. Die eine Party im Park ging doch länger und anschließend haben ein paar „Überbleibsel“ auf dem Parkplatz noch ewig gequasselt und sich köstlich amüsiert. Und zudem hat Stefan die ganze Zeit gehustet. Erst gegen Morgen sind wir nochmal richtig tief eingeschlafen.
Deshalb gab es ein spätes, herzhaftes Frühstück im Marché Altwater bei der Boulangerie Première Moisson. Daraufhin sind wir noch über den Markt unter dem Art Deco Clock Tower gebummelt und haben hier und da was eingekauft. Der Markt ist aufgeteilt. Im Gebäude sind die Anbieter, deren Waren gekühlt werden müssen (insbesondere Metzgereien und Käsereien), draußen sind die Obst- und Blumenhändler. Alle Waren werden schön drapiert und am Liebsten würde man überall etwas kaufen.
Anschließend ging es weiter in Richtung Québec City. Am Sankt-Lorenz-Strom sind wir schließlich auf dem Camping Municipal Parc de l’île de Leclercville gelandet. Die großen serviced Plätze auf dem geschotterten Bereich waren fast alle schon belegt, aber ausnahmsweise durften wir mit unserem Motorhome auf einen der unserviced sites auf der schönen Wiese stehen. Von hier aus haben wir Blick auf zwei Flüsse – den Sankt-Lorenz-Strom und den Rivière du Chêne. Da haben wir den Nachmittag vollends ausgenutzt und abends haben unsere umliegenden Nachbarn in den interessanten Firepits schön Feuer gemacht. Überall hat es geknistert und geleuchtet. Da haben wir gar kein Feuer zusätzlich anmachen müssen.
Montag, 04.09.2023
Die kleinen Ortschaften entlang des Sankt-Lorenz-Stroms sind mit ihren kleinen putzigen Häuschen so süß (jedes anders und jedes hat eine Veranda und schöne Deko), dass wir uns heute Morgen spontan für eine Weiterfahrt auf der #132 anstatt dem Highway #20 entschieden haben.
So sind wir etwas später über die riesige Pierre Laporte Bridge in Québec City angekommen. Trotzdem haben wir noch einen perfekten Parkplatz an der Rue des Sapeurs bekommen.
Entlang des Sankt-Lorenz-Stroms sind wir direkt nach Old Lower Town gelaufen. In der Rue du Petit-Champlain reiht sich ein Souvenir- an den nächsten Boutique-Laden. Doch es ist ein nettes Gässchen und es war noch nicht so voll von Touristen. Aktuell gibt es in der ganzen Altstadt Kunstinstallationen. Eine davon haben wir als solche erst mit etwas Abstand erkannt. Als wir die ersten silbernen Streifen an den Hauswänden gesehen haben, dachten wir noch, wer denn hier Alufolie angeklebt hat… Es gibt extrem viele Galerien mit sehr unterschiedlichen Kunstwerken. In einer der Galerien haben wir uns besonders viel Zeit genommen.
Von der Lower Town aus haben wir uns nach ein paar kleinen versteckten Gassen in die Old Upper Town aufgemacht. Entlang der Monastère des Augustines sind wir auf der Rue St-Jean gelandet, die dann doch als Fußgängerzone viele Touristen angezogen hat. In einer Bäckerei haben wir uns Fougasse geholt (leider überhaupt nicht vergleichbar mit denen aus Rossland ) und haben diese in einem Picknick-Bereich vor dem Rathaus verzehrt. Gleich nebenan war ein „Roots“-Laden, den wir mal durchstöbert haben, war ein Tipp von den McMasters. Danach ging es weiter zum Château Frontenac. Dieses riesige Schloss ist wohl eines der weltweit meistfotografierten Hotels. Es wurde 1893 von der Canadian Pacific Railway als Teil ihrer Luxus-Hotel-Kette eröffnet. Inzwischen gehört es zur Fairmont Gruppe. Es steht auf dem Cap Diamant und thront über dem St. Lawrence River.
Wir haben uns auf den Terrasse Dufferin ein Eis geholt und uns im Schatten eines der alten Pavillons nieder gelassen. Es war ganz schön heiß! Von dem 425m langen Boardwalk kann man schön über den Fluss schauen, in den alten Hafen, auf Kreuzfahrtschiffe, viele Segelboote, Fähren, Ausflugsdampfer und Stadtbusse. Auf einem lief sogar Modern Talking als Entertainment
Eigentlich wollten wir direkt zur Citadelle (Nordamerikas größtes Fort) schauen, sind aber irgendwie auf der Promenade des Gouverneurs gelandet. Dieser Boardwalk mit vielen Stufen geht entlang des Caps komplett einmal entlang der Citadelle. Am Belvédère fleuve Saint-Laurent mussten wir uns erst einmal ausruhen. Stefan ist ziemlich schnell außer Atem und das schwüle Wetter strengt ziemlich an. Es drängt sich mehr und mehr der Verdacht auf, dass es doch Corona war… Doch jetzt sind wir schon mal da und deshalb ging es auch auf den Mauern der Citadelle grad nochmal drumrum und erst danach über ein paar Umwege wieder zurück in den Battlefields Park. Hier stehen tatsächlich noch viele Kanonen rum und es gibt auch am Wochenende eine Ausstellung „Frauen auf dem Schlachtfeld“. Für diese Ausstellung sind wohl schon die Wäscheleinen mit den Leinen aufgehängt worden.
Wir sind die Escalier du Cap-Blanc, eine steile Holztreppe mit ca. 90 m Höhenunterschied, vom Park runter an den Fluss zurück gelaufen. Wir mussten uns ordentlich auf die Treppen konzentrieren, da ein Stolpern hier fatale Folgen hätte… Von den Treppen aus war es nur noch ein kleiner Katzensprung bis zum Nexxo. Dort angekommen mussten wir uns im Park erst einmal refreshen. Also haben wir die Stühlchen und ein Kaltgetränk ausgepackt und uns wie die Locals verhalten. So lässt sich der Labour Day aushalten!
Da wir gestern so gute Erfahrungen mit dem Camping Municipal gemacht haben, sind wir heute gleich wieder zu so einem Platz gefahren. Direkt am Sankt-Lorenz-Strom in zweiter Reihe mit Aussicht stehen wir nun auf dem Camping Municipal Rocher Panet L‘Islet-sur-Mer. Alles sehr französisch hier… Mit Englisch kommt man fast – teilweises gar – nicht mehr durch und das hat sich von Montréal Richtung Québec City noch viel mehr verstärkt. Wir hatten uns gestern noch einen anderen Campingplatz angeschaut und die Dame hat kein Wort englisch gesprochen. Schon sehr beeindruckend, was der französische Einfluss in Québec bewirkt. Vor einigen Jahren mussten sich sogar Firmen, die in ihren Bezeichnungen englische Begriffe verwenden, umbenennen. Da waren dann neue Logos, Beschriftungen, Reklame, etc. notwendig. Unglaublich!
Dienstag, 05.09.2023
Da wir heute so gar keinen Sightseeing-Plan und somit kein Programm hatten, haben wir lange geschlafen und uns auch mit dem Frühstück Zeit gelassen. Es gab für alle Gäste einen Observation Point am Fluss, der perfekt für eine Tasse Kaffee am morgen oder zum Sundowner abends geeignet ist. Hier standen zwei Holzbänke und auch einer dieser typischen Backyard Glider. So ein Teil hatte ich vor unserem Roadtrip noch nie gesehen. Auf einer Plattform stehen Gartenmöbel (meist zwei Bänke oder Stühle und ein Tisch), darüber befindet sich meistens eine Überdachung bzw. ein Sonnenschutz und wenn man drauf sitzt kann man alles hin und her gleiten lassen. Das ist dann ein bissl wie in einer Hollywood-Schaukel. Nur dass es eben nicht wirklich schaukelt. Sachen gibt es!!!
Wir sind letztendlich um kurz nach elf weg gekommen und sind weiter entlang dem Sankt-Lorenz-Strom durch kleine Ortschaften gegondelt. Später haben wir auf den Highway 20 gewechselt und sind vorbei an den Ortschaften Trois-Pistoles und Rimouski. Eigentlich wollten wir nochmal einen kleinen Lunch- und Coffee-Stop an einer Rest Area am Wasser machen und haben deshalb die Touristenroute nach Sainte-Flavie genommen. Wenige Kilometer davor sind wir am Capitaine Homard vorbei gekommen. Dieses Restaurant wurde schon zig Mal am Highway angepriesen. Das Restaurant und der Fischladen haben ab dem Labour Day nur noch ab Mitte der Woche offen. Doch gleich daneben unterhalten sie auch noch einen Campingplatz. Und da waren noch einige Plätze direkt am River frei. Ganz spontan sind wir deshalb geblieben. Für 30 $ (bar auf die Hand ) einen solchen full serviced Platz direkt am Strand zu bekommen ist schon eine feine Sache. So haben wir den Nachmittag gemütlich damit verbracht, der Flut zuzuschauen. Davor waren wir aber noch draußen auf den Steinen und haben den Flussboden erforscht.
Bereits den ganzen Tag hatten wir am Flussufer Sonne und mitten auf dem Sankt-Lorenz-Strom lag der Nebel. Und so ging heute die Sonne über dem River im Nebel unter. Das ist bestimmt auch alles Government Fog!